2016-01-07

Willkommen, Aliens!

[Bienvenue chez nous, aliens !]
[Welcome, Aliens!]

Lieber Alien,

wir freuen uns sehr, daß Sie sich entschlossen haben, in unser schönes Land zu kommen. Es ist uns eine Ehre, Sie in unserer Mitte zu empfangen. Es gilt nur ein paar Formalitäten zu erledigen, um sicherzustellen, daß Sie und unser Land eine gute Beziehung eingehen werden.

Sie sind hier, weil wir von den Menschenrechten überzeugt sind; das müssen Sie folglich auch sein. Aber zu den Menschenrechten gehört Verantwortung. Um hier bleiben zu können, werden Sie einer von uns werden müssen, und Sie werden bereit und in der Lage sein müssen, diese Verantwortlichkeit zu akzeptieren.

Wir haben eine reiche und altehrwürdige nationale Kultur, die Sie aus ganzem Herzen übernehmen müssen, wobei Sie uns helfen müssen, sie weiterzuentwickeln und sie vor schlechten Einflüssen zu schützen. Selbstverständlich dürfen Sie Ihre Erinnerungen an die nationale Kultur Ihres Herkunftslandes behalten, speziell wenn es um Musik, um Tanz, um bildende Künste, um Kochkunst und so weiter geht - aber Sie müssen verstehen, daß unsere Kultur an erster Stelle steht, wenn Sie bei uns leben wollen. Deshalb werden Sie alle Bestandteile Ihrer alten Kultur aufgeben müssen, die mit der unsrigen nicht vereinbar sind. Sollten Sie das nicht tun, werden wir Sie auffordern, unser Land zu verlassen.

Wir haben eine subtile und ausdrucksstarke National-Sprache, auf die wir ziemlich stolz sind. Nicht jeder von uns ist ein Experte in ihrem Gebrauch; viele von uns machen Fehler beim Sprechen und beim Schreiben unserer Sprache. Aber die von uns, die hier geboren wurden, haben ein Geburtsrecht hier zu sein, auch wenn wir Fehler machen. Anders sieht es bei Ihnen aus: Ihr fortgesetzter Aufenthalt in unserem Land ist vollständig davon abhängig, daß Sie unsere Sprache erlernen. Selbstverständlich werden wir Ihnen dazu jede Hilfe anbieten, die uns möglich ist, Ihre Sprachbeherrschung zu verbessern, aber sollten Sie nach einer vernünftigen Zeitspanne nicht die zu erwartenden mündlichen und schriftlichen Fähigkeiten besitzen, werden wir Sie auffordern, unser Land zu verlassen.

Wir haben viele Freiheiten, die wir über alles wertschätzen. Eine davon ist die Freiheit der Religion: Jeder von uns hat die Freiheit, selbst zu bestimmen, was sein Glaube ist, oder ob er sich überhaupt einem Glaubensbekenntnis anschließen will. Wir sind eine weltliche Gesellschaft, und religiöse Prinzipien können niemals höher stehen als unsere Gesetze oder unsere politischen Regelungen. Es ist sehr wichtig, daß Sie die Freiheit der Religion respektieren, inklusive der Freiheit von Religion. Selbst Ihre eigenen Familienmitglieder müssen frei entscheiden dürfen, ob sie Neuheiden sein wollen, lieber an das Spaghetti-Monster glauben, oder an Atheismus. Sollten Sie ihnen diese Freiheit vorenthalten wollen, sollten Sie beabsichtigen, religiöse Fragen in einer sozial spalterischen oder diskriminierenden Weise zu benutzen, werden wir Sie auffordern, unser Land zu verlassen.

Eine andere sehr wichtige Freiheit ist die Freiheit von Diskriminierung. Die Menschen in unserem Land besitzen die gleichen grundlegenden Rechte, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Hautfarbe, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrem Alter, ihren physischen oder geistigen Fähigkeiten. Wenn festgestellt werden sollte, daß Sie sich diskriminierend verhalten, auch gegenüber Mitgliedern Ihrer eigenen Familie, dann werden wir Sie auffordern, unser Land zu verlassen.

Auch erfreuen wir uns zahlreicher weiterer Freiheiten: Wir sind ziemlich frei zu sagen, was wir wollen (so lange wir damit nicht verletzend werden). Wenn Sie einer von uns werden wollen, so müssen Sie diese Freiheiten respektieren und uns helfen, sie zu verteidigen. Wir diskutieren schon lange darüber, was zulässig ist; zum Beispiel, ab welchem Alter junge Frauen an Bikini-Wettbewerben teilnehmen dürfen, oder ob es okay ist, im Dunkeln Sex am Strand zu haben, wenn keine Minderjährigen zugegen sind und alle ohnehin zu betrunken sind, um sich aufzuregen. Als Neuling werden Sie die Ideen aus Ihrem Herkunftsland zu der Frage, was erlaubt ist und was nicht, aufgeben müssen. Sie werden daran arbeiten müssen, unsere Ideen zu dieser Frage zu akzeptieren. Sollten Sie versuchen, uns unsere Freiheiten zu nehmen, oder uns Ihre Ideen aufzuzwingen, dann werden wir Sie auffordern, unser Land zu verlassen.

Um sicherzugehen, daß es nicht zu Mißverständnissen kommt, lesen Sie das Vorstehende nochmals sorgfältig und stellen Sie jegliche spezielle Frage, die sich Ihnen ergibt, insbesondere zu dem Aspekt, was das alles für ihre gewohnten Bräuche, Ihre Kultur oder Ihre Religion bedeutet. Wir werden uns jede Mühe geben, Ihen gute, genaue Antworten zu geben. Und wenn Sie sicher sind, verstanden zu haben, was von Ihnen verlangt wird, so müssen Sie sich entscheiden, ob Sie den nachfolgenden Eid ablegen wollen, oder ob nicht.

Ich schwöre feierlich:

1. Daß es meine ersthafte Absicht ist, einer von Ihnen zu werden, Ihren Gesetzen Folge zu leisten, Ihren Bräuchen zu folgen, Ihre Kultur anzunehmen und Ihre Sprache zu meistern.
2. Daß ich jegliche Bestandteile meiner Kultur oder Religionn ablegen werde, die mit Ihren Rechten und Freiheiten unvereinbar sind.
3. Daß ich diesen Eid aus eigenem freiem Wille ehrlich ablege.
4. Daß ich verstehe, daß ich des Landes verwiesen werde, wenn ich diesen Eid breche.

Wenn Sie sich entschließen sollten, diesen Eid nicht abzulegen, werden wir Sie auffordern, unser Land zu verlassen.